Hong Kong AV Show 2023

Hong Kong AV Show 2023

Die Hong Kong AV Show feierte gerade das 20-jährige Bestehen und Jan Sieveking überbrachte der Veranstalterin eine Gratulationsbotschaft der High End Society in Deutschland. Letztere ist die Herausgeberin des Magazins AudioTechnique und ist in High-End-Kreisen sowohl respektiert als auch wegen manch strenger Krtik gefürchtet. Falls Sie sich also schon immer einmal gefragt haben, welche Aufgaben die Vertreter der Mitglieder im Ausschuss des Verbandes haben: Sie fliegen Bilderrahmen um die Welt!

Es sollen mehr als 30.000 Besucher auf der Messe gewesen sein. Das Bild verdeutlicht ein wenig, wie eng es auch in der großen Halle mit den vielen kleinen Ständen ist. Tonträger finden in Hong Kong und China weiterhin reißenden Absatz. Niemand weiß, ob die eigene Musik morgen noch beim Streamingdienst angeboten wird, oder ob der Interpret oder der Dienst selbst in politische Ungnade gefallen sind und einfach verschwinden.

Die Anzahl der verschiedenen Modelle an In-Ear-Kopfhörern war erschreckend. Vor allem weil ich von den allermeisten Marken noch nie gehört hatte. Häufiges Durchtauschen ist dabei bei jungen Chinesen ein gern gesehener Sport. Da die Produkte in China nur sechs Monate Garantie haben und preislich agressiv angeboten werden, womöglich auch nötig.

HIFIMAN-Chef Dr. Fang Bian hat sich zumeist unerkannt in Zivil und mit Schuhen, die ihm helfen die Beweglichkeit nach einer Knöchelooperation wieder zu erlangen, unter die Mengen gemischt. Selber hören konnte er jedoch nicht gut. Dafür war der Andrang am HIFIMAN-Stand einfach zu groß!

Natürlich wurde auch Musik gespielt. Andy Lam von Fung Hang Records, seines Zeichens Schöpfer der UHQCDs, zeigte mehrfach täglich auf großem Equipment seine neuesten Produktionen vor laut klatschendem Publikum. Besonders die enorm teueren Crystal Discs haben es dem Publikum angetan. Teuer, aber verdammt gut und selten.

Impex-Chefin Abey Fonn bot ebenfalls eine ganze Reihe an Sessions an, bei denen einem Publikum von weit über 100 Personen die Feinheiten des Re-Issue-Geschäftes erklärt wurden. So konnte man ganz wunderbar hören, was denn eigentlich passiert, wenn eine andere Vinyl-Mischung verwendet wird und wie eine Patricia Barber vom analogen Master und eine vom Digitalmaster auf einer High-End-Anlage klingen. Ihr lokaler Schallplattenvertrieb war ebenfalls begeistert. Direkt nach der Vorführung schwappte ein ganzer Pulk an begeisterten Musikfans zur deren LP-Kollektion, um selbst so ein Re-Issue mit nach Hause zu nehmen. Und recht viele junge Chinesen überlegen sich wohl, warum sie noch keinen Plattenspieler besitzen.

Audia Flight war in einem großen Vorführraum aufgebaut und zeigte den brandneuen FLS 20 SACD-Spieler mit Streaming-Funktion und die neueste Version der Strumento No. 1 Vorstufe. Beides soll im Oktober bei uns dann lieferbar sein. Bestellungen beim Händler des Vertrauens werden aber schon angenommen.

In einem der größten Räume stand u.a. eine Anlage mit kühlschrankgroßen Monoendstufen von Goldmund aus der Schweiz in Kombination mit Kharma Lautsprechern aus den Niederlanden. Wer genau hinguckt, erkennt vier Diamant-Hochtöner und ebenfalls vier Diamant-Mitteltöner. Wir nehmen einmal Preise im siebenstelligen Bereich an. Und wenn sich jetzt ein jeder sagt, dass dies doch keiner kaufe, dann liegt man falsch. Mir wurde glaubhaft versichert, der chinesische Vertrieb hätte inzwischen sechs Paare verkauft.

In Deutschland würde man das als sexistisch bezeichnen. Die jungen Damen wurden jedoch gerne fotografiert und verteilten freundlich Fächer mit DENON oder Marantz Aufdruck und waren auch für Selfies zu haben. Die Besucher hatten dabei die spannende Fähigkeit, den Damen nur so nahe zu kommen, dass man sich gerade eben nicht berührt. Einige Kollegen versicherten mir, sie hätten auch schon Messen erlebt, bei denen solche Feinheiten eher nicht relevant waren.

Nicht wirklich auf der Messe, sondern in einer leicht heruntergekommenen Bar in Central, fand mein Highlight der Messe statt. Die in England geborene Sängerin Chlara war aus Manila für ein Live-Konzert für ihr Label Evo-Musik eingereist und hatte Mann und Baby gleich mitgebracht. Und eine Reihe neuer Songs ebenfalls. Die wären in den USA wohl etwas für die Zensoren, doch kamen sie Hong Kong hervorragend an. – Es ist doch gut in der Musikbranche zu arbeiten. Man bekommt Freikarten!

Jan Sieveking

Kommentare sind geschlossen.